Kaum bin ich wieder zurück auf dem Straßen/Zeitfahrrad, "läuft" es auch wieder besser in der zweiten Saisonhälfte... Nach dem Sieg bei einem kleinen lokalen Sprintrennen in Lage vor einer Woche fuhr ich gerne nach Bregenz zur Neuauflage des "Trans".
Fünfzehn Jahre war dort Pause doch 2012 gab es die entschärfte Neuauflage. 1,2 km schwimmen im Bodensee, 102 km Radstrecke mit ordentlich Höhenmetern quer durch Vorarlberg über den Hochtannbergpass nach Lech, 12km Laufen eben dort um den Skiort. Eine Strecke die mir passt und ein nicht ganz alltägliches Format.
Da mein langjähriger Ausrüster Skinfit in Hohenems/Koblach (bei Bregenz) seinen Hauptsitz hat und ein Besuch schon lange überfällig war, konnte ich die Einladung nicht ausschlagen.
Die Hoffnung auf ein heißes Sommerrennen wurde leider vom Wetterdienst nicht erfüllt. Kurz nach dem Einchecken der Räder am Samstag Nachmittag wich der Sommer einer Regen- und Kaltfront. Auf dem Hochtanbergpass sollte es einstellige Temperaturen haben. Auf die Alpen ist verlass!
Da ist dann die Bekleidungswahl eine kriegsentscheidene Sache-gut wenn man einen Bekleidungssponsor hat, der nicht nur Badehosen im Programm hat.
Ich entschied mich zusätzlich zu meiner Tri Pant und Ziptrikot noch für eine zusätzliche Schicht in Form eines Klima Unterhemds und Armlingen. Außerdem halfen die Neopren Schuhcover dabei, die Füße/Zehen warm zu halten. Im Ziel wartete schon ein warmes Unterhemd und die Scudo Jacke!
Am Stevens Crono und dem Aerohelm hielt ich fest. Die Strecke hatte auch wellige und flache Abschnitte, keine sehr technischen Abfahrten so daß ich ein Zeitfahrrad mit Tiefprofil Felgen (Scorpo 50/80mm) für die beste Option hielt (wie übrigens alle in den Top 6). Einzig das 23er Ritzel war ganz oben in den steilen Abschnitten am Pass doch etwas zu klein aber mein Ego ist noch zu groß um mit einer 25er Bergungswinde zu fahren. Lieber schwerer Tritt als schweres Rad sagte ein Sportfreund so treffend!
Pünktlich zum Startschuss kam dann noch eine Unwetterwarnung für den Bodensee heraus und der See verwandelte sich innerhalb von einer Minute in ein Meer. Hohe Wellen mit Schaumkronen, tiefe Wellentäler, starker Wind-da kamen bei der ersten Disziplin schon einige Höhenmeter zusammen. Ich persönlich kam aber ganz gut damit zurecht. Schwimmen im Sailfish Neoprenanzug (=Schwimmhilfe) mit roher Gewalt statt mit feiner Technik ist derzeit genau das, was meine Schwimmform hergibt. Als 9. war ich an Land und der Rückstand auf die Spitze mit gut 2 Minuten erträglich.
Da der richtige Anstieg zum Hochtannbergpass erst in der zweiten Streckenhälfte wartete, fuhr ich recht verhalten los, versuchte mir meine Kräfte gut einzuteilen und verlor weiter Zeit auf die Spitze. Ich musste hier mein eigenes Tempo fahren. So ließ ich auch im ersten kleineren Berg nach 10 Kilometern eine Gruppe von Ungeduldigen ziehen und zog es vor, mich gut zu verpflegen und Kalorien zu bunkern. Bis auf den später zweit- und Drittplatzierten, die einfach deutlich besser fuhren (5-10 Minuten!), sah ich später am Pass alle wieder. Punkt für mich!
Auch meinen Skinfit Teamkollegen Thomas Hellriegel traf ich auf dem Weg zur Pässhöhe. Das half erst ein wenig denn nach vorne wie hinten waren die Abstände schon recht groß und ich fuhr ein wenig im Niemansland auf Platz 6/7 doch Thomas "Hell on Wheels" sah schon recht durchgefroren aus. Kein Hellriegel Wetter bei 6 Grad in der Abfahrt nach Lech.
Jetzt wurden auch meine Finger und Zehen etwas klamm aber sonst fühlte ich mich gut und bereit zum laufen. Noch ein Powergel reindrücken und Schuhe wechseln. Schon der übliche kleine 2km Trainingskoppellauf am Vortag hatte großen Spaß gemacht und ich hatte "gute Beine". Rang 5 mit Dominik Berger war eine Miunte vor mir vom Rad gegangen und das hielt ich für machbar. Nach 3km war das geschafft und die Füße aufgetaut.
Nach vorne war jetzt eigentlich nicht mehr viel zu machen-7 Minuten Rückstand auf Platz vier und Matthias Hecht ist keiner, der plötzlich im Wald stehen bleibt. Also ließ ich mich etwas von der trotz des schlechten Wetters recht kurzweiligen Laufstrecke ablenken (da war alles dabei: Straße, Flussufer, Fußgängerzone, Waldwege inkl. Kühen auf dem Kurs) bis ich am letzten Wendepunkt den zweifachen Powerman Duathlon WM Sieger Andy Sutz sah. Er war also nicht wie ich mit Thomas schon gescherzt hatte, im See ertrunken (es gibt einen Grund, warum sich Duathleten auf die Landdisziplinen beschränken ;-) sondern nach Platz 69. beim schwimmen weiter auf dem Vormarsch. Ich hatte wohl noch eine Minute Vorsprung auf den letzten 3 km zu verteidigen. In den kurzen, steilen Anstiegen hatte ich etwas Mühe aber bergab konnte ich es voll laufen lassen und wagte auf dem letzten Kilometere einen Blick nach hinten. Keiner da-der fünfte Platz war mir sicher. Für die ersten sechs gab es "etwas zu gewinnen" und ich hatte dem Sponsor eine aktive Teilnahme an der Siegerehrung versprochen. Ziel also erreicht und persönlich sehr zufrieden mit meinem Rennen.
Der "Bewerb" wie es in Vorarlberg heißt, war extrem gut organisiert. Logistisch sind zwei Wechselzonen immer ein Riesen Aufwand-sind die dann auch noch 100km von einander entfernt wird es doppelt spannend für das Orga Team. Das Wetter war auch nicht gerade freundlich aber das konnte den Helfern nicht die Laune verderben. Die Bürgermeister von Bregenz und Lech haben bei der Siegerehrung schon eine Veranstaltung in 2013 zugesagt. Wer also mal Lust auf einen besonderen Wettkampf und ein radlastiges Format hat, dem der die "Trans" sehr empfolen. Das Wetter wird auch sicher besser im nächsten Jahr!
Leider hat ein Sportsfreund an der Startlinie gefehlt, von dem ich sicher bin daß er bei der Neuauflage seines Lieblingsrennens dabei gewesen wäre. Von den fünf Austragungen von 1993-1995 hat er drei gewonnen.
Stefan Hachul verstarb aber im Frühjahr diesen Jahres nach kurzer, schwerer Krankheit mit 38 Jahren.
Meine Hoffnung ist, daß mit der Neuauflage des Transvorarlberg Rennens auch ein Stück von Stefan weiterlebt und wir so diesen Menschen in Erinnerung halten können.
In München fand am letzten Wochenende auch ein Benefiz Rennen in Gedenken an Stefan Hachul statt.
In Absprache mit der Familie Hachul gingen die Spenden und ein Teil der Startgelder an die Deutsche Hirntumor Hilfe. Mein Preisgeld vom Transaplp wird auch als Spende dort eingehen denn ich habe es nur gewinnen können, weil ich noch über einen so gesunden Körper verfüge um Sport auf dem Level betreiben zu dürfen. Das ist nicht selbstverständlich.
Für einen Freund.
2 Kommentare:
Guter Bericht, das Rennen hört sich spannend an. Und danach wurden die Akkus wieder mit gesunden und frischen Speisen aufgefüllt :)
Ich kann dem Bericht von Clemens nur beipflichten. Hab auch den Trans mitgemacht und von einer kostenlosen Achterbahnfahrt über 1.200m beim Schwimmen, einer Abfahrt von der Passhöhe des Hochtannbergpasses bei der ich das Gefühl eines Graupelschauers hatte, bis hin zu einer crossigen Laufstrecke bei (fast) Sonnenschein, war wirklich alles dabei...auch sehr viel Spaß der zu einem erneuten Start 2013 lockt:-) Aber jetzt kommt rst ein mal der Schliersee Triathlon übernächsten Samstag. Claus (Sauer) aus München
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