Mittwoch, 27. Juni 2012

Grüne Hölle !

Die Nordschleife des Nürburgrings ist vermutlich jedem ein Begriff als "grüne Hölle". Im Motorsport ist es eine berühmt-berüchtigte Kultstrecke: Gut 20km lang, 73 Kurven, unterschiedliche Reibwerte, über 300 Meter Höhenunterschied, Gefällestrecken von über 11% (Fuchsröhre!) und Anstiege (Hohe Acht) von 18%. Hinzu kommt das etwas unbeständige Eifelwetter.
Beste Bedingungen für eine Rennen mit "Profil":
(Höhenprofil der Radstrecke aus dem triathlon-szene.de Forum, auf dem Kurs fuhr ich mit 3:09 für 99km die schnellste Zeit-kein guter Schnitt ;-)

Als ich im letzten Winter vom Green Hell Triathlon erfuhr, sagte ich sofort zu. Auf Kultstrecken entstehen Kultrennen! Ich wollte schon immer mal die Fuchsröhre runterfahren...
Wie das Leben halt so spielt waren vor allem die letzten Wochen nicht so triathlon-lastig. Ich hielt mich fit (siehe Bonn Triathlon) aber beschäftigte mich weiter nicht mit Details zur Strecke. Fehler! Als ich dann auf der Pastaparty/Wettkampfbesprechung erfuhr, daß die Radstrecke so viele Höhenmeter wie z. Bsp. der Ironman Lanzarote hat, aber dabei nur halb so lang ist, verfluchte ich ein wenig meine Materialwahl. Die Kombi aus 85mm Vorderrad und Scorpo Scheibe mit 11-23 Ritzelpaket am Zeitfahrrad ist eher für flache Strecken ausgelegt. Sieht aber schick aus!
(M. Hilger Foto)
Bei vier Anfahrten auf die Hohe Acht war mir klar, daß ich spätestens auf der letzten Runde nur noch mit Kraft über die Kuppe komme. Und die habe ich z.Zt. nicht.
Dennoch freute ich mich auf das Rennen in einem etwas dünnen aber in der Spitze mit Per Bittner und Christian Nitschke doch stark besetzten Feld.
Der Unterscheid zwischen erster und zweiter Wechselzone hätte kaum größer sein können: grüne Wiese am Freilinger See und Startaufstellung im Grandprix Motodrom! Echt eine beeindruckende Kulisse.
Mein schwimmen verlief unspektakulär aber erstaunlich gut. Wenn ich mein Schwimm"training" der letzten Monate betrachte, waren die 2:30 Minuten Rückstand auf die Spitze mit Per Bittner sogar sensationell. Zusammen mit Jürgen Stilgenbauer machte ich mich auf den Weg zur Nordschleife. Jürgen kannte die Strecke dahin und so nutzte ich seine Orts- und Kurvenkenntnis um nicht sofort mit meinem Carbon-Zeug im Graben zu landen. Diese Eifelsträßchen haben es in sich!
Dann ging es auf die Nordschleife und der Spaß fing richtig an. Der Rückstand war auf unter eine Minute geschrumft und ich witterte die Chance in Führung zu gehen. In Poleposition auf die GrandPrix Strecke zu gehen war zu verlockend um vernünftig zu sein und meinem Trainingszustand entsprechend zu fahren. Also Kopf runter und ab in die Fuchsröhre-auf einem Rennrad mit dreistelligen Geschwindigkeitsangaben zu fahren hat schon was von menschlicher Kanonenkugel. Gefährlich aber "leider geil"!
Am Ende der Abfahrt war ich an Per dran, er konnterte nochmal im Anstieg zur Hohen Acht aber im Gegenwind auf der Döttinger Höhe waren Scheibenhinterrad und Aerohelm doch das bessere Paket wie es im Rennsport heißt und ich machte mich davon...
Auf der letzten Runde musste ich erwartungsgemäß doch ziemlich dafür büßen, der Rücken meldete sich und ich stieg mit arg geschrumftem Vorsprung ziemlich angeschlagen vom Rad. Rundenzeiten von 37, 38 und 40 Minuten geben ein deutliches Bild meiner Leistung ab. Aber immerhin in Pole aus der Box:
Der Rest war dann eher jogging. Mein Rücken war so fest daß ich gar keinen langen Schritt ziehen konnte. Die kühle Witterung tat ihr übriges. In kleinen Schritten tippelte ich über Asphalt, auf dem normalerweise richtig gerast wird.
Rasen ging leider nicht aber die Selbstzerstörung war selbst gewollt. So musste ich nicht nur die ersten beiden ziehen lassen sondern verlor auch noch den Podiumsplatz an "Stilgi". Dessen Hauptsponsor stellt aber Motorenöl her, ist am Ring recht bekannt und so freute sich Jürgen natürlich wie Bolle über Platz drei.
Dahinter war das Feld dann auch durch Wind und Wetter ziemlich weit zerstreut und ich musste (und konnte) mir keine große Mühe machen, um Platz 4. zu halten.

Nach über fünf Stunden PowerBar und -Gel tat die Erbsensuppe um Ziel dann auch ganz gut. Das Veranstalterteam weiß was Sportler bei kühlem Wetter im Ziel wollen.
Viele Sportler waren noch auf der Strecke als es anfing richtig zu regnen-immerhin ließ der Wind dann etwas nach. Allen Finishern meinen vollen Respekt. Wer die grüne Hölle geschafft hat ist für alles bereit. Ich denke daß ich das nach Starts u.a. in Lanzarote und St. George (die "Höhenmeter Ironmans") ganz gut beeurteilen kann. Der Eifelkurs in der Grünen Hölle it wirklich was besonderes!
Die meisten werden wohl wieder kommen. Am 23. Juni 2013 heißt es vermutlich wieder "Start your engines!"
Ich versuche auch wieder dabei zu sein-dann mit überholtem Motor und besser abgestimmtem Getriebe!

Triathlon-technisch gibt es im Juli für mich eine kleine Pause: die Transalp Challenge ruft und es wird vermehrt MTB gefahren. Auf dem Stevens 29er gibt es noch den ein oder anderen Reifentest und am 14. Juli geht es dann los: Oberammergau-Riva del Garda!
Der Umzug ist geschafft und spätestens nach der Klärung der Vorhangfarbe und ein oder zwei Besuchen in einem schwedischen Möbelhaus mit meiner lieben Frau kann wieder an die Aufnahme eines geregelten Trainingsbetriebes gedacht werden.
Wenn alles klappt sollte ich danach für die zweite Saisonhälfte und die Teilnahme bei der Crosstriathlon DM und dem Trans Vorarlberg Klassiker ganz gut gerüstet sein.

Es wird Sommer-jetzt!

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