"Man muss so lange auf das Glück einschlagen,
bis es sich auf seine Seite neigt." (Jens Voigt)
Wer hier schon länger mitliest oder mich kennt, weiß dass der Bonn Triathlon zu meinen absoluten Lieblingsrennen zählt. Das Format und die Atmosphäre sind etwas einzigartiges und daher ist die Siegerliste auch mit den großen Namen der Szene gefüllt. Ich wollte dieses durchaus prestigeträchtige Rennen immer mal gewinnen-manchmal vielleicht sogar zu sehr. Zu Voll-Profizeiten hat es nie geklappt...
Ich war zehn mal am Start, 9 mal unter den Top 10, 5 mal in den Top 5, nie auf dem Podium...
Nach 13 Jahren lief in Bonn mal alles zusammen!
Unglaublich?!? Wie konnte es soweit kommen, dass ich jetzt als "normal" berufstätiger Familienvater und Hobbytriathlet diesen Erfolg feiern konnte?
Emotionen mal außenvor, gab es vier sachliche Gründe:
1) Der Bonn Triathlon 2013 war hochwasserbedingt ein Duathlonrennen über die Distanzen 10km laufen, 60 radfahren und 5km laufen! (anstatt Triathlon mit 4-60-15) Das verkürzt für mittelmäßige Schwimmer wie mich (und aktuell schlecht!) den Rückstand auf die Spitze auf ein Minimum und die 5km am Ende läuft man immer noch irgendwie ins Ziel-egal wie hart man vorher Rad gefahren ist.
Wer als erster vom Rad steigt, gewinnt-das hatte ich am Vortag noch meiner Frau erklärt oder eher versprochen...
2) Die Konkurrenz war etwas geschwächt: Zwei-fach Sieger und Lokal Matador Oliver Strankmann wäre in der Form der letzten beiden Jahre auch diesmal nicht zu schlagen gewesen. Aber eine langwierige Verletzungspause machte ihm leider einen Strich durch die Hattrick-Planung. Er trat aber dennoch an und kämpfte sich stark auf Platz 5. Christian Ritter war gerade erst den Schorf und die Prellungen von einem schweren Radsturz los und Stefan Vuckovic hatte gerade ein Trainingslager mit Thomas "Teide" Hellriegel auf Teneriffa hinter sich. Da weiß ich selbst noch, wie man sich danach fühlt...
3) Durch den Monat Elternzeit im April war ich doch recht gut in Form. Täglich vier bis fünf Stunden Sport sind immer noch besser für die Familie und die Form als 10 Stunden im Büro. Das war eine tolle Zeit, von der ich noch ein wenig zehre-auch im Hinblick auf den Embrun Triathlon im August...
4) Aus irgendeinem Grund habe nicht nur ich immer daran geglaubt, dass es eventuell doch mal klappen könnte, als erster auf der blauen Couch zu sitzen. Dass es ausgerechnet in dem Jahr ist, in dem das Preisgeld verdoppelt wurde kann Zufall sein. Mir hat mal ein guter Freund gesagt, Zufälle gibt es nicht...
Booyahh! Gewonnen ist gewonnen!!!
Zum Rennen selbst:
Die Stimmung war wie immer sehr gut in Bonn. Teilnehmer und Veranstalter waren froh, dass überhaupt ein Rennen stattfinden konnte: drei Tage vor dem Startschuss floss der Rhein noch durch die Wechselzone! Auf Grund der hohen Strömungsgeschwindigkeit und dem Treibgut war der Bonn-typische Schwimmstart von der Fähre nicht möglich und somit "nur" ein Duathlon die Alternative. Viele werden heute merken, daß Duathlon nicht die Lightversion von Triathlon ist, Muskelkater lass nach!
Der erste Lauf war wie immer viel zu schnell. Auch ich vergaß, dass das hier kein Straßenlauf war und ging die erste Hälfte zu schnell an. Dann wurde ich ruhiger, verlor nochmal Zeit auf die Spitze aber knapp 1:30 Minuten Rückstand nach vorne war sogar weniger als erwartet.
Gute Form und ein gutes Rad sind eine schnelle Kombination auf der anspruchsvollen Strecke durch das Siebengebirge in Bonn und ich war bald an zweiter Position vor Stefan Vuckovic und Christian Ritter. Sebastian Zeller verteidigte seinen Vorsprung vom ersten Lauf aber sehr gut und ich brauchte fast 35km um ihn einzuholen.Wenn man aber dann einmal vorne ist, gehts richtig los! Es war wie im Rausch, ich fuhr in jeden Anstieg voll rein, trat auf den Geraden durch und ließ nie locker.
Der Streamliner Zeitfahranzug von Skinfit (Aerodynamik!) tat sein übriges und ich war wieder in der Wechselzone bevor ich "Ich kann nicht mehr!" denken konnte.
Ziemlich müde gefahren eierte ich erstmal los. Meine Frau stand mit den Kindern bei Kilometer eins und erinnerte mich an meine Prognose vom Vortag!
Kurze Zeit später kam die Nachricht über den Vorsprung: über zwei Minuten!!! Keine vier Kilometer mehr zu laufen-nicht mal die Brownlees könnten mir noch soviel Zeit abnehmen (oder vielleicht doch!).
Die Erleichterung am Wendepunkt war riesengroß, denn so ganz traut man ja den Durchsagen nie aber was ich sah war gut! Das Ding war durch. Der letzte Kilometer war Schaulaufen, ich konnte abklatschen, ein paar gute Freunde und die Familie an der Strecke noch vor der Ziellinie umarmen und Glückwünsche entgegen nehmen. Einmalig!
Viele haben mir ehrlich gratuliert und meinten, ich hätte mir das auch echt verdient und würden sich sehr mit mir freuen. Das freut mich auch!
Es hat ja auch nur 13 Jahre gedauert-Triathlon ist ein Ausdauersport!
Ohne die vielen Daumendrücker, Zuschauer, Stimmungsmacher und auch die guten Gegner wäre das alles nicht möglich. Danke dafür!
Unterstützung in Form von guter Ausrüstung ist auf dem Level auch immer sehr hilfreich und von daher darf ich den Support von Skinfit Deutschland, Stevens Bikes, PowerBar und Mizuno nicht vergessen. Der Sailfish Neoprenanzug war jetzt keine große Hilfe aber die Socken sind gut ;-) Danke Jungs!
Es gibt so Tage im (Sportler-) Leben, da steht man morgens auf und weiß: "Heute geht was!" Passiert nicht oft aber gestern war so ein Tag. Dafür muss man dankbar sein!
Das Internet vergisst ja nie und daher will ich hier mein Versprechen am Zielbogen an das Orga- und Helferteam um Joachin Sommershof auch nochmal wiederholen:
Auf dem Rad habe ich mir nämlich gesagt, wenn ich das Rennen gewinne, bin ich nächstes Jahr als Helfer bei der Veranstaltung dabei! Versprochen. So entgehe ich auch dem Druck einer Titelverteidigung...
"Papa, laaangweilig!"
"Moment bitte Tim, ich bestelle gerade noch einen Kaffeevollautomaten..." Booyahh!
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